Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
384
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Gestiegen aus verborgnen Quellen,
im grünen, lustigen Gewand,
um welches tausend Falten schwellen,
strömt weit die Donau durch das
Land.
Die Städte, die sich drin erblicken,
erzählen von vergangner Zeit
und fragen dann mit stillem Nicken:
„Wann wird die alte Pracht erneut?"
So nah' dem hochbeglückten Lande,
wo Zwingherrnblut die Erde trank
und nach gelöstem Sklavenbande
das Römerjoch zu Boden sank/)
vernimm, o Weser, unsre Grüße!
Sie sollen jubelnd zu dir ziehn!
Voll Ernst und stiller Würde fließe,
du Freiheitsstriun, zum Weltmeer hin!
Durch alle Gaun der freien
Sachsen
ergeht sich stolz das Riesenkind;2)
es sieht wie sonst die Eichen wachsen,
doch sucht es seinen Widukind/)
und denkt es der gesunknen Helden,
dann zögert es iin raschen Lauf
und wünscht, was alte Sagen melden,
herauf, aus seiner Flut herauf.
Es sei der Oder jetzt gesungen
der letzte, schallende Gesang;
einst hat ja laut um sie geklungen
das deutsche Volk im Waffenklangck)
Als es sich still und stark erhoben
in seiner ganzen Riesenmacht,
da half der Helfer ihm von oben,
geschlagen ward die Völkerschlacht.
So rauscht, ihr Ströme, denn
zusammen
in ein gewaltig Heldenlied!
Zum Himmel schlagt, ihr hellen
Flammen,
die ihr im tiefsten Herzen glüht!
Eins wollen wir uns treu be-
wahren,
doch eins erwerben auch zugleich:
Du, Herr, beschütz es vor Gefahren,
und zu uns komm dein freies Reich!
K. Büchner.
230. Bedeutung der deutschen Flüsse und Kanäle für
die Schiffahrt.
1. Die Flüsse. Die deutschen Flüsse sind sehr ebenmäßig über
das Land verteilt. Die fünf parallelen Ströme Rhein, Weser, Elbe,
Oder und Weichsel halten sich in großer Gleichmäßigkeit etwa 170 llm
voneinander entfernt, so daß keine Gegend benachteiligt wird. Am
günstigsten ist freilich Norddeutschland bedacht, denn nach der Tiefebene
drängt naturgemäß alles vom höheren Süden kommende Wasser.
Hier haben die Ströme deshalb ihren wasserreichen Unterlauf, und
hier auch entfaltet sich ein ausgedehntes Netz von Nebenflüssen, die
infolge ihres ruhigen Laufes fast alle der Schiffahrt dienstbar werden.
Süddeutschland hat außer der Längsader des Rheins zwei Querflüsse,
die parallel zwar, aber in entgegengesetzter Richtung das Land durch-
ziehen, Main und Donau.
Eine außerordentlich günstige Wasserstraße bildet der Rhein.
Von größter Wichtigkeit ist er besonders für Süddeutschland, da er
0 Durch den Sieg Armins im Teutoburger Wald. 2) Elbe, welche auf dem
Riesengebirge entspringt. 0 Berühmter Heerführer der Sachsen in ihren Kriegen
gegen Karl den Großen. 0 An der Katzbach, einem Nebenfluß der Oder, wo Blücher
am 26. August 1813 den ersten glänzenden Sieg über Napoleon I, erfocht, auf
welchen am 18. Oktober die Völkerschlacht bei Leipzig folgte.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Ernst K._Büchner Karl Karl August Napoleon
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
386
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Oderschiffahrt durch den schwankenden Wasserstand und durch die lang-
währende Eisbedeckung.
Die Weichsel ist bei ihrem Eintritt in Deutschland bereits für
große Schiffe fahrbar, aber noch mehr als bei der Oder stören die
lange Eisbedeckung im Winter und die starken Eisgänge gegen Früh-
jahr. Eine besondere Bedeutung gewinnt sie dadurch, daß sie in Ruß-
land ausgedehnte Waldgebiete durchströmt, so daß wohl auf keinem
deutschen Strome eine so starke Holzflößerei betrieben wird. Danzig
wird dadurch ein Hauptstapelplatz für Holz.
Die Donau bleibt auf ihrer deutschen Strecke irr ihrer Bedeutung
für den Verkehr noch erheblich hinter der Weser zurück. Letztere wird
von etwa 400, erstere nur von 70 bis 90 Schiffen befahren. Begrün-
det ist das hauptsächlich in zwei Umständen: die Alpenzuflüsse sind,
bis auf den Inn, nicht schiffbar, und die Donau selbst ist infolge des
ihr reichlich zugeführten Alpenschuttes stellenweise sehr flach.
2. Die deutschen Kanäle. Eine besondere Würdigung ver-
dienen noch die Kanäle. Sie sind, weil der Wasserweg der billigste
ist, voil großer Bedeutung. Der Rhein steht durch den Ludwigs-
Kanal mit der Donau, durch den Rliein-Rlione-Kanal und den
Rhein-Marne-Kanal mit französischen Flüssen in Verbindung. Die
Oder ist durch deu Finow-Kanal (zur Havel) und den Fr. Wilhelms-
Kanal (zur Spree) mit der Elbe, durch den Bromberger-Kanal mit
der Weichsel in Verbindung gesetzt. Dagegen fehlen, abgesehen von
kleinen Kanälen im Küstengebiet, Verbindungen zwischen Rhein,
Weser und Elbe? Überhaupt bleibt das Kanalnetz Deutschlands hinter
demjenigen mancher anderen Länder, besonders hinter demjenigen Hol-
lands, Belgiens und Englands wie auch Frankreichs zurück. Deutschland
besitzt etwa 2000, Frankreich und Großbritannien je etwa 5000 km
Kanäle. Die politische Zerrissenheit vergangener Zeiten war auch für
dieses wichtige Gebiet der Entwickelung ein großes Hindernis. Es
gilt darum für das neue, geeinigte Reich und für die Einzelstaaten,
Versäumtes eifrig nachzuholen. In dieser Erkenntnis sind denn auch
bereits mehrere Kanäle teils geplant, teils schon in Angriff genommen.
1887 begann und 1895 vollendete man den Bau des Nord-Ostsee-
oder Kaiser Wilhelm-Kanals, eines der großartigsten Kanäle der
Welt. Er ist fast 100 km lang, unten 22 m, oben etwa 66 m breit
und 9 m tief. Die größten Dampfer können ihn durchfahren, aber
doch soll er noch verbreitert und vertieft werden. Er verbindet die
beiden Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven. Dadurch er-
leichtert und verstärkt er die Landesverteidigung. Den gefährlichen
Weg um Jütland verkürzt er um 30 Stunden. Im Jahre 1896
fuhren weit über 600 Schiffe durch den Kanal. Dem Verkehr über-
geben wurde 1899 der Dortmund-Ems-Kanal, der dem Ruhrkohlen-
gebiet einen direkten Weg nach der Nordsee eröffnet. Er wird als
Brückenkanal über die Lippe hinweggeführt und besitzt das größte
Schiffshebewerk der Welt. Seine Fortsetzung soll dieser Wasserweg
später nach dem Rhein hin durch den Dortmund-Rhein-Kanal finden.
Lübeck hat 1900 durch einen Kanal Elbe und Trabe verbunden. Und
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Danzig Donau Donau Ludwigs- Donau Rhein-Marne-Kanal Rhein Deutschlands Belgiens Englands Frankreichs Deutschland Frankreich Kiel Wilhelmshaven Nordsee Rhein Dortmund-Rhein-Kanal
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460 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
des gesellschaftlichen Lebens geschickt zu handhaben weiß, und daß er
sich durch eine angeborene Anmut der Bewegungen und durch die
Höflichkeit des Benehmens auszeichnet. Denn Höflichkeit und Anstand
findet man auch bei dem gemeinen Manne; es fehlt den Franzosen
jene plumpe Schüchternheit, die in Deutschland den Abstand zwischen
gebildeten und ungebildeten Klassen so groß macht. — Der Bildungs-
stand des Volkes entspricht nicht seiner Einbildung. Lesen und
Schreiben sind noch bei weitem nicht Gemeingut des ganzes Volkes,
obwohl Frankreich seine Gelehrten auf allen Gebieten ebenso hat
wie Deutschland.
Germanischer Abkunft und somit uns Deutschen verwandt sind die
Holländer. Die Belgier, die zwischen Frankreich und Holland
wohnen, bilden gleichsam das Mittelglied zwischen den Bewohnern
beider Länder. Der Grundzug der Holländer ist jene Stetigkeit und
Zähigkeit des Charakters, die schwer zu erregen und zu begeistern ist,
aber mit um so größerer Ausdauer an dem einmal Ergriffenen fest-
hält. Mit unsagbarem Fleiße haben sie ihr ebenes, gleichförmiges
und mit Reizen der Natur wenig bedachtes Land dem Meere abge-
wonnen; sie schützen es vor seinem immer drohenden Ungestüm durch
Deiche, die mit der größten Sorgfalt gebaut sind und im Stand ge-
halten werden. Ganze Meeresteile haben sie ausgepumpt, um frucht-
bares Land zu gewinnen, und Kanäle nach allen Seiten gezogen, um
den Verkehr zu fördern. Denn auf Handel, besonders den Seehandel, ist
der Holländer von jeher angewiesen gewesen, und wenn auch die
holländische Flagge nicht mehr wie sonst stolz auf allen Meeren ge-
bietet, so sind die großen Hafenplätze Hollands doch noch Haupt-
handelsplätze für überseeischen Verkehr. Den Ameisen gleich in be-
sonnener, ruhiger aber steter Arbeit, bewegt sich das fleißige, stille
Volk in seinenl windmühlenbesäeten, feuchtnebeligen Laude. Die
Holländer machen wenig von sich reden, sie reden auch selbst wenig.
Die kurze Pfeife im Munde, steht in der Feierstunde der Mann aus
dem Volke am Hafen oder vor seinem netten Häuschen mit grünen
Fensterläden und lauscht den Erzählungen des wettergebrüunten
Matrosen, der gestern auf dem großen Kauffahrteifahrer aus den
Kolonien zurückgekommen ist, oder erzählt von seiner Arbeit oder dem
Gewinn seiner Handelsspekulation. Biertrinken liebt der .Holländer-
weniger, dafür bevorzugt er den Tee. In den großen Wirtsgärten
Amsterdams sitzen die Familien auch in der heißen Nachmittagszeit am
Teetisch; sie bereiten den Tee selbst, wozu sie vom Wirt nur das nötige
Geschirr und die Teeblätter geliefert erhalten. — Bekannt, ja sprich-
wörtlich ist die holländische Reinlichkeit. Wenn nun auch nicht in
ganz Holland, so wie es in Broek geschehen soll, sämtliche Gerätschaften
des mit Fliesen belegten und täglich gescheuerten Kuhstalles so blank
geputzt werden wie Tischgeschirr, so scheuert die holländische Bürgerfrau
doch wöchentlich Haus und Straße gründlich, das mit Ölfarbe ge-
strichene Hans auch von außen. Selbst in Amsterdam ist diese
Reinlichkeit bis auf die Hütten der Armen herunter zu finden.
Der Engländer zeigt unter allen Nationen dasgrößte Selbst-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Holland Hollands Amsterdams Holland Amsterdam
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Geschlecht (WdK): Jungen
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. 439
der Brenner und der Semmering sind schon überschient. Der Mont
Cenis-Tunnel durchbricht die Westalpen, und seit 1882 ist sogar in
einer Länge von zwei Meilen der St. Gotthard durchtunnelt.
Der Gotthardtunnel gehört zu den größten Wunderwerken
der Neuzeit. Louis Favre, eines Zimmermanns Sohn und von Hause
aus selbst nur ein Zimmermann, heißt der kühne Mann, der dieses
Riesenwerk in nur acht Jahren ausgeführt hat, und zwar mit einem
Kostenaufwande von etwa 200 Millionen Franken. Dieser Tunnel,
der bei Göschenen in der Schweiz einmündet und bei Airolo wieder
aus dem Schoße dieses ungeheuren Alpenberges heraustritt, verbindet
Deutschland und die Schweiz mit Italien und hat den Verkehr zwischen
diesen Ländern bedeutend erhöht. Bevor die Bahnlinie den Tunnel
erreicht, führt sie über die kühnsten Brücken, die schäumende Gebirgs-
wässer und Hunderte von Metern tiefe Schluchten, überspannen, hinweg,
muß sie durch verschiedene Kehrtunnels allmählich die Talstufe ersteigen
und in großen Windungen an steilen Felswänden emporklettern. Die
Kehrtunnels sind kleinere Tunnels, die in die Talwand eindringen,
innerhalb des Berges im Kreise herum stark aufsteigen und hoch oben
über dem Mundloche des Tunnels wieder ans Tageslicht treten.
Während auf dem sonst so belebten Passe mit seinem weltberühmten
Herbergskloster der Wanderer in Licht und Luft der Gletscherwelt tief
aufatmet, sausen 860 m tief unter seinen Füßen Eisenbahnzüge, von
künstlichen Luftströmen begleitet und von elektrischem Lichte erleuchtet,
an den Nischen vorüber, worin die einsamen Bahnwärter hausen, durch
den Riesenberg, der sein Gestein vor der Gewalt der Bohrmaschine
und des Dynamits öffnen mußte.
Schon diese europäischen Bahnen erweisen sich als höchst wichtige
Abkürzer und Beförderer des Weltverkehrs; doch hat dieser noch mehr
durch die großen Eisenbahnen Nordamerikas gewonnen. Seitdem die
letzte Schiene der Pacificbahn mit goldenem Nagel auf einer
Schwelle von Zedernholz befestigt wurde, sind Ost und West ganz nahe
gerückt worden. Diese Pacificbahn, die über achtundvierzig Längen-
grade reicht, ist ein Band, das den Atlantischen Ozean mit dem stillen
Weltmeer verknüpft, ein Werk, das in bezug ans Bedeutung für den
Weltverkehr höchstens im Suezkanal und in dem geplanten und
auch bereits in Angriff genommenen Panamakanal seinesgleichen
findet. Aus diesem líber 500 Meilen langen Eisenringe von Neuyork
bis San Francisco durcheilt die Lokomotive einen Weg, der länger ist
als der von Neuyork nach England, in sechs bis sieben Tagen. Der
menschenbeschwerte Dampfzug durchrast die endlos scheinenden Prärien,
wo ehemals der Büffel hauste, die dichten Urwälder, in denen der
Indianer jagte, übersteigt Höhen von 2500 m, wo die Lawinen her-
niederdonnern und meilenlange Schneedächer zum Schutze errichtet
worden sind, überfliegt auf kühnen, turmhohen Brücken reißende
Ströme und unzugängliche Abgründe. Die Stationen wachsen mit
Riesenschritten zu großen Städten empor, und das Land rechts und
links verwandelt sich wie durch Zauber in fruchttragende Felder.
Immer mehr tritt die Bedeutung dieser Bahn für den Welthandel
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Louis_Favre
Extrahierte Ortsnamen: Airolo Deutschland Italien Riesenberg Nordamerikas Neuyork San_Francisco England
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
385
der einzige Fluß ist, der diesem Teil Deutschlands den Zugang zur
Nordsee erschließt. Vor den übrigen Strömen Deutschlands hat er
besonders noch zwei Vorzüge: er hat als Alpenfluß einen mehr gleich-
mäßigen Wasserstand, und er wird infolge der milderen Winter des
Westens kürzere Zeit vom Eise gefesselt. Ungünstig dagegen ist es,
daß er seine Mündung in einetn fremden Lande hat, doch lvird dieser
Umstand dadurch etwas gemildert, daß das kleine Holland von Deutsch-
land wirtschaftlich sehr abhängig ist. — Ursprünglich bot der Rhein
der Schiffahrt manches Hindernis. In der oberrheinischen Tiefebene,
bis wohin er viel Geröll und Sand mitführt, teilt er sich in eine
große Zahl seichter Arme, von denen keiner sich zur Schiffahrt eignete;
man mußte deshalb ganze Strecken kanalisieren. Bei Bingen, beim
Loreleifelsen und an anderen Stellen brausten mächtige Strudel, er-
zeugt durch Felsenriffe. Erst nachdem diese durch Sprengungen be-
seitigt wurden, ist auch die Strecke von Bingen bis zur Tiefebene eine
gesicherte Fahrstraße. Größere Schiffe können bis Mainz, kleinere
bis Straßburg gelangen, während die Kahnfahrt sich bis an den
Rheinfall erstreckt. Die deutsche Rheinstrecke wird von reichlich 3000
Schiffen, darunter 300 Dampfern, mit einer Tragfähigkeit
von etwa 600000 Tonnen, befahren.
Bei weitem übertroffen wird sein Verkehr durch denjenigen der
Elbe, auf der alljährlich über 10 000 Schiffe, davon
500 Dampfer, mit einer Tragfähigkeit von 1 Million Tonnen
verkehren. Sie hat eben den Vorzug, daß sie die Mitte Deutschlands
durchquert, daß ihre Mündung in Deutschland liegt, und daß die
Reichshauptstadt in ihren Bereich fällt. Auch ist sie der Fluß, den
Österreich als Wasserweg zum Ozean benutzt. — Große Fluß-
schiffe gelangen bis Magdeburg, kleinere bis weit ins Böhmische hinein.
Die Weser bleibt hinter diesen beiden Hauptadern weit zurück;
ihr Verkehr beträgt nur V20 des Elbverkehrs. Begründet ist das zu-
nächst in der kürzeren Laufstrecke, außerdem aber auch darin, daß die
Weser durch Landschaften von geringerer Fruchtbarkeit fließt, während
die Elbe das gewerbreiche Königreich Sachsen, die fruchtbare Provinz
wachsen und die gesegneten Elbmarschen durchströmt. Auch fehlt es
der Weser an Kanal-Verbindungen, während die Elbe mehrfach mit
der Oder in Verbindung gesetzt ist.
Die Ems ist zwar nur kurz, aber sie hat einen ruhigen Lauf
und ist ziemlich wasserreich, so daß sie wohl einen lebhafteren Verkehr-
haben könnte, wenn sie nicht in einem öden Moor- und Sumpfgebiet
gelegen wäre. Vielleicht steht ihr aber eine große Zukunft bevor in-
folge des 1899 eröffneten Dortmund-Ems-Kanals, der sie mit dein
Ruhrkohlengebiet, und des geplanten Dortmund-Rhein-Kanals, der sie
weiterhin mit dem Rhein in Verbindung setzt. Dann wird sie ge-
wissermaßen dem Rhein einen deutschen En dl auf und
eine deutsche Mündung geben.
Die Oder kommt an Zahl der Schiffe dem Rhein gleich, doch
sind es durchweg kleinere Fahrzeuge, deren Gesamt-Tonnengehalt nur
halb so groß ist wie derjenige der Rheinschiffe. Gehemmt wird die
Polack, Lesebuch, 25
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
387
endlich plant malt, um Rhein, Ems, Weser und Elbe in Ver-
bindung zu setzen, einen als Mittelland-Kanal bezeichneten Wasserweg,
ferner eine Wasserverbindnng Berlins mit der Ostsee; über Stettin.
Obwohl die deutschen Eisenbahnen eine Länge von fast 50000 km,
die Wasserstraßen aber nur von 10000 km haben, befördern sie nicht
5mal, sondern nur 3mal soviel Güter. H. Harms.
Abb. 1. Das Niederwalddenkmal.
231. Deutsche Denkmäler.
1. Das Niederwalddenkmal. — Die Schlachten von 1870/71
waren geschlagen, das Deutsche Reich neu erstanden. Da empfand man
im Vaterlande das lebhafte Verlangen, zur Erinnerung daran ein
großes, würdiges Denkmal zu errichten. Lange war man über den
Platz uneinig. Dem Kurdirektor Ferd. Heyl in Wiesbaden gelang
endlich der Nachweis, daß kein Platz in Deutschland für das Denkmal
so geeignet sei wie der Vorsprung des Niederwaldes bei Bingen. Nun
25*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: H._Harms
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Berlins Stettin Niederwalddenkmal Niederwalddenkmal Wiesbaden Deutschland Niederwaldes
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
414
Xiii. Vaterland und Volkstum.
gefangen nach Deutschland. Am längsten widerstand die Weltstadt
Paris. Sie lvurde von fast 1/2 Million Soldaten verteidigt. Endlich
zwang der Hunger die Stadt zur Übergabe. Wie bitter es ihr auch
war, so mußte sie sich doch den Siegeseinzug des deutschen Heeres ge-
fallen lassen.
k) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser aus-
gerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris
ergab, wurde König Wilhelm auf französischem Boden am 18. Januar
1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche
Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordnetett
des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen
Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutsch-
land ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser
gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen
Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens."
Am 10. Mai 1871 kam es zum Friedensschlüsse in Frank-
furt a. M. Deutschland erhielt Elsaß und Lothringen als Reichsland
und 4000 Millionen Mark Kriegskosten. Das war ein Krieg und ein
Erfolg ohnegleichen. Ganz Deutschland war geeinigt, Kaiser und Reich
erneuert und das verlorene Reichsland wiedergebracht.
6. Der starke Hort des Friedens. Nach den drei großen
Kriegen regierte Kaiser Wilhelm I. noch 17 Jahre in Frieden. Unter
ihm und seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, trat
Deutschland an die Spitze Europas. Der deutsche Kaiser war der
Schiedsrichter bei den Streitigkeiten der Fürsten und Völker. Mit
Österreich und Italien schloß er den Dreibund zur Erhaltung des
Friedens. In fremden Ländern wurden deutsche Ansiedlungen an-
gelegt. Deutsche Kriegsschiffe beschützten die Deutschen im Auslande.
Der deutsche Name war jetzt in der ganzen Welt geachtet.
Der Reichstag, d. h. die 397 Abgeordneten des deutschen
Volkes, und der Bundesrat, d. h. die 58 Vertreter der Fürsten,
suchten durch weise Gesetze die Einheit in den 26 deutschen Staaten
zu fördern. So wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte
eingeführt. Die kaiserliche Post erleichterte den Verkehr in ganz
Deutschland; ja ein Weltpostverein wurde gegründet, damit man
Briefe, Geld und Waren billig und rasch in die ganze Welt senden
könnte. Der Staat übernahm die Eisenbahnen und Fern-
schreiber und verwaltet sie trefflich zum Besten der Untertanen. Er
unterstützte Handel und Gewerbe, legte Straßen und Kanäle
an und verband die Nord- und Ostsee durch einen großen Kanal.
Berlin verschönerte sich durch herrliche Gebäude, Straßen und Denk-
mäler von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Schmuck ist das neue
Reichstagsgebäude.
Uuter Kaiser Wilhelm I. wurdeu viele Schulen gebaut und der
Unterricht verbessert. Gelehrte Reisende erforschten fremde
Länder. Die äußere Mission suchte die Heiden zu bekehren, die
inneremission aber Not und Elend in der Christenheit zu lindern.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Paris Paris Frank- Deutschland Lothringen Deutschland Deutschland Europas Italien Deutschland Berlin
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von Gegenständen des allgemeinen Verbrauchs erhoben werden, von
Salz, Bier, Branntwein und Tabak.
5. Eisenbahnwesen. Die frühere Vielgestaltigkeit auf diesem
Gebiete ist jetzt wesentlich beseitigt. Von den 46 000 1cm der deutschen
Bahnen sind über 41 000 1cm Staatsbahnen. Die einzelnen Bundes-
staaten müssen es sich gefallen lassen, daß im Interesse der
Landesverteidigung Bahnen durch ihr Gebiet hindurch für
Rechnung des Reiches angelegt werden. Alle Eisenbahnen sind ver
pflichtet, das Militär und alles Kriegsmaterial nach gleichen, einheit-
lichen Sätzen zu befördern.
6. Post- und Telegraphenwesen. Im alten deutschen Bunde
war das Postwesen äußerst buntscheckig; es bestand nicht einmal für
ganz Deutschland das Einheitsporto. Nun ist das ganze Postwesen
als einheitliche Staatsverkehrsanstalt für das gesamte Reich eingerichtet
und verwaltet. Die oberste Behörde für das gesamte Post- und
Telegraphenwesen ist das Reichspostamt in Berlin mit einem
Staatssekretär an der Spitze. In den einzelnen Bezirken ruht die
obere Leitung in deut Händen der Ober-Postdirektionen; diesen sind
die Postämter, Telegraphenämter und Postagenturen untergeordnet.
Das Verdienst, das deutsche Postwesen in alleut Zweigen des Verkehrs
auf seine gegenwärtige Höhe gehoben zu haben, gebührt dem Staats-
sekretär vott Stephan. Er hat auch den Verkehr der Post mit dem
Auslande in neue Bahnett gelenkt und wesentlich an der Schöpfung
des Weltpostvereins mitgewirkt. Dieser umfaßt ein Gebiet von über
100 Millionen qkm mit mehr als 1 Milliarde Bewohnern (über %
der Erdbewohner). Eine ähnliche Einrichtung ist der internationale
Telegraphenverein.
7. Marine und Schifffahrt. Die Kriegsmarine des Reiches
ist eine einheitliche unter dem Befehle des Kaisers. Das Ober-
kommattdo der Marine untersteht einem vom Kaiser ernannten
Admiral, die Verwaltung der Marine unter der Verantwortung des
Reichskanzlers dem Staatssekretär des Reichs-Marineamts.
Die Kriegsmarine wird von Jahr zu Jahr vergrößert und hält den
Ruhm und die Ehre des deutschen Namens auch in den entferntesten
Weltteilen und Meeren aufrecht. Der Kieler Hafen an der kstsee
und Wilhelmshafen am Jadebusen an der Nordsee lind Reichskriegs-
hüfen; in Danzig besteht eine Marinewerft. Zur Verbindung beider
Häfett dient der 1895 eröffnete, 98 km lange Kaiser-Wilhelm-
Kanal. Die schwersten deutschen, 8 m tiefgehenden Panzerschlachtschisfe
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Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Nordsee Danzig
— 129
Vorderasien mit Südasien verbindet, von neuem. Ebenso muß der
äußerste Osten, China und Japan, dem europäischen Handel den lange
hartnäckig verweigerten Zugang gewähren. Eine Bevölkerung von
400 Millionen, d. h. 1u der gesamten Erdbevölkerung, tritt damit in
den Kreis des Welthandels ein. Die pazifische Seite Amerikas gewinnt
durch die Kontinentalbahnen (Neu-Pork bis San Francisco) an Be-
deutung. Im Osten Australiens und in Neuseeland entwickelt sich ein
Kolonialgebiet von 5 Millionen Bewohnern, in dem sich Ost- und
Westgrenzen des Welthandels zusammenschließen. So vollzieht sich
erst heute, unter unsern Augen, die volle Umschließung des Erdballs
durch den Weltverkehr. Die Erdrundung übt nun erst ihre eigentliche
Wirkung ans den menschlichen Großverkehr aus, indem die Gegen-
gestade des Großen Ozeans sich gegenseitig die Hände reichen. Die
handeltreibenden Völker der Erde bereiten sich vor, die Wirkung der
Durchstechung der Landenge von Panama, die nicht ausbleiben wird,
auszunutzen. Bedenken wir zu gleicher Zeit, daß durch die Beschleuni-
gung der Verkehrsmittel fast jeder Punkt der Erdoberfläche dem Mittel
punkte des Weltverkehrs in der Westhälfte Europas näher gerückt ist,
so können wir in Wahrheit erst am Anfange des 20. Jahrhunderts
von einem Weltverkehr im wahren Sinne des Wortes sprechen.
Aber so klein gewissermaßen durch diese raumbewältigende
Eigenschaft der Verkehrsmittel die Erde im Bewußtsein des heutigen
Geschlechts geworden ist, so läßt sich der Massenumsatz von Handels-
gärtnern heute von einem einzigen Volke nicht mehr bewerkstelligen.
Für England, das auf dem Felde wirtschaftlicher Ausnutzung der
Völker der Erde der Lehrmeister für andere Nationen geworden ist,
bedeutet diese Entwickelung den notwendigen Verzicht auf die Allein-
herrschaft zur See. In die gewaltige Aufgabe, den rasch wachsenden
Güteraustausch der heutigen Menschheit zu vermitteln, teilt sich eine
Vielheit von Nationen. Obwohl sie durch Zollschranken noch vielfach
gegen einander abgeschlossen sind, pulsiert doch ein frisches Leben durch
das Gesamtgetriebe der Weltwirtschaft. H. Wagner.
29. Im Berliner Haupttelegraplienamt.
Wenn man erfahren will, was augenblicklich der Telegraphen
verkehr der Welt bedeutet, muß man sich auf eine Stunde nach dem
Berliner Haupttelegraphenamte begeben, um hier wirklich den Puls-
lststag des Weltverkehrs deutlich zu fühlen und zu hören. In einem
besonderen ^>aale, in dein sonst nur Morse-Apparate aufgestellt sind,
Landwirtschaftliches Lesebuch. 9
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: H._Wagner
Extrahierte Ortsnamen: China Japan San_Francisco Australiens Neuseeland Panama Westhälfte_Europas England
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Festland in die Südküste eingreift. Sie liegt dem dichter bevölkerten
und wirtschaftlich höher entwickelten westlichen Teile der Provinz
Schantung schon räumlich näher und besitzt dahin sowie zur Ebene von
Peking einen bequemen Zugang durch die Senke, welche das Berg-
land von Schantung durchsetzt. Daher ist die ungefähr 30 km von
der Bucht entfernte Stadt Kiautschou in früherer Zeit ein bemerkens-
werter Zwischenhandelsplatz für das nördliche China gewesen, nach
welchem die Erzeugnisse des südlichen Chinas zu Schiffe gelangten.
Die Gründung von Peking, der Bau des großen chinesischen Kanals,
der eine mäßig gute, ehemals der unsicheren Seefahrt vorgezogene
Wasserstraße abgab, die teilweise Verschlammung der Bucht haben
Kiautschou seine einstige Bedeutung genommen; aber eine deutsche
Niederlassung an der Bucht wird diese Bedeutung voll neuem ge-
winnen und erheblich steigern können. Ohne weiteres, d. h. bei An-
wendung der jetzigen Verkehrsmittel, wird allerdings nur ein verhält-
nismäßig beschränktes Gebiet von 6—8 Millionen Einwohner
seinen Bedarf an überseeischen Waren von Kiautschou beziehen und
seine Erzeugnisse dahin versenden. Aber schon der verhältnismäßig
billige Bau einer Eisenbahn durch die Senke von Weihsien wird das
Handelsgebiet von Kiautschou sehr erweitern und namentlich die Kohlen-
felder dem Hafen nahe rücken; noch viel mehr aber dürfte sich die
Handelsbedeutung von Kiautschou steigern, wenn man diese Bahn
später noch bis Peking hin verlängerte.
Kiautschou bildet seiner Tage nach bcn natürlichen Eingangs-
punkt zur See für das ganze nordöstliche China. Auch die örtlichen
Verhältnisse sind günstig: die Einfahrt in die Bucht hat eine Tiefe
von mehr als 40 m; die Bucht selbst ist zwar größenteils verschlammt,
hat aber doch zur rechten Seite der Einfahrt tiefen Ankergrund in
hinreichender Ausdehnung, um eine Flotte aufzunehmen; Eisbedeckung
soll vorkommen, aber unbedeutend sein und schnell vorüber gehen;
genügender Raum zur Anlage von Befestigungen sowie von Waren-
häusern und Schiffswerften (Docks) und einer zu begründenden Handels-
stadt ist vorhanden; das Klima ist gesund.
So bietet Kiautschou die besten Bedingungen dar. Wenn wir
sie nur zu nützen verstehen, und Anstrengungen und finanzielle Opfer
nicht scheuen, dürfen wir sicher erwarten, daß Kiautschou nicht nur
den größeren Teil des Handels von Tschifu, der auf 20 Millionen
Mark angegeben ist, an sich ziehen, sondern auch einen großen Teil
des Innern seinem Handel untertänig machen und namentlich der
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Extrahierte Ortsnamen: Peking China Peking Peking China Tschifu